Projekt:    Goethe 1
 Autor:    Goethe
 User:    Patricia
An den Mond
Füllest wieder Busch und Tal 
Still mit Nebelglanz, 
Lösest endlich auch einmal 
Meine Seele ganz. 
Breitest über mein Gefild 
Lindernd deinen Blick, 
Wie des Freundes Auge mild 
Über mein Geschick. 
Jeden Nachklang fühlt mein Herz 
Froh- und trüber Zeit, 
Wandle zwischen Freude und Schmerz 
In der Einsamkeit. 
Fliesse, fliesse, lieber Fluss! 
Nimmer werde ich froh, 
So verrauschte Scherz und Kuss, 
Und die Treue so. 
Ich besass es doch einmal, 
Was so kostlich ist! 
Dass man doch zu seiner Qual 
Nimmer es vergisst! 
Rausche, Fluss, das Tal entlang, 
Ohne Rast und Ruh, 
Rausche, flüstre meinem Sang 
Melodien zu, 
Wenn du in der Winternacht 
Wütend ueberschwillst, 
Oder um die Frühlingspracht 
Junger Knospen quillst. 
Selig, wer sich vor der Welt 
Ohne Hass verschliesst, 
Einen Freund am Busen hält 
Und mit dem geniesst. 
Was, von Menschen nicht gewusst 
Oder nicht bedacht, 
Durch das Labyrinth der Brust 
Wandelt in der Nacht.